Ferdinand & Caspar B

Ferdinand
Caspar. Ich wartete bereits.

Caspar
Ferdinand. Auf was wartetest du?

Ferdinand
Darauf, dir eine Lektion zum adligen Pfad der Rechtschaffenheit zu erteilen.

Caspar
Pfad der Rechtschaff--, was? Hast du jetzt also ein Problem mit meinem „Pfad“? Denkst du etwa, du wärst „rechtschaffener“ als ich?

Ferdinand
Das werden wir noch herausfinden... Ich hörte, du hast letztens in der Stadt einen Raubüberfall unterbunden?

Ferdinand
Ein elender Dieb, der den Laden eines alten Krämers ausrauben wollte... Dennoch heißt es, die von dir angerichtete Zerstörung hielt sich in Grenzen.

Caspar
Moment... Ich glaube, da unterschätzt du mich ein bisschen.

Caspar
Als der Räuber plötzlich auftauchte, war der Krämer vor Angst gleich wie erstarrt.

Caspar
Ich wollte nicht, dass er mir auch noch umkippt, also musste ich die Sache ganz in Ruhe angehen.

Caspar
Statt dem Räuber auf die Birne zu hauen, habe ich ihm mein ganzes Geld gegeben und gesagt, dass er verschwinden soll. Und zwar schnell!

Ferdinand
Wie großherzig von dir!

Caspar
Der Räuber ist drauf reingefallen und aus dem Laden verschwunden. Da bin ich ihm hinterher und habe ihn draußen zur Strecke gebracht.

Caspar
Als ich mein Geld wiederhatte, habe ich ihm noch eine ordentliche Tracht Prügel gegeben. Der lässt sich hier bestimmt nicht so schnell wieder blicken!

Ferdinand
Ah, du hast den Schuft also doch noch vertrimmt... Jetzt nehme ich dir die ganze Geschichte erst ab! Nichtsdestotrotz glaube ich...

Caspar
Moment! Jetzt bist erst mal du dran. Mir kam nämlich auch eine sehr interessante Geschichte über dich zu Ohren.

Ferdinand
Ich bin dran, hm? Wie lautet denn diese Geschichte?

Caspar
Du hast einen Soldaten verprügelt, der gar nicht von hier war, habe ich gehört. Und das auch noch mitten in der Stadt!

Ferdinand
Halt, halt... Ich weiß, worauf du hinauswillst, aber du hast da etwas völlig falsch verstanden.

Caspar
Dann erzähl doch mal, wie du es verstehst.

Ferdinand
Ich war gerade dabei, das Waffensortiment eines recht heruntergekommenen Verkaufsstandes näher unter die Lupe zu nehmen...

Ferdinand
Plötzlich packte ein Mann den Inhaber des Standes am Schlafittchen und begann, ihn von dannen zu zerren!

Ferdinand
Wenn man kleinlich wäre, könnte man behaupten, jener Höker hätte es angesichts der schäbigen Qualität seiner Waren nicht besser verdient...

Ferdinand
Dennoch eilte ich ohne einen Augenblick zu zögern zu seiner Hilfe und wies den Unhold sachgerecht in seine Schranken.

Caspar
Bravo! Das klingt ja richtig spannend!

Ferdinand
Aber nein, ich bitte dich. Auf jeden Fall ließ ich mir von dem Kaufmann danach die Umstände des Vorfalls erläutern...

Ferdinand
Er sagte, er wäre noch unerfahren und hätte sich von einem zwielichtigen Adligen übers Ohr hauen lassen, weshalb er nun schäbige Ware verkaufen müsste.

Ferdinand
Weil nun aber die Missetaten des Adligen ans Licht zu kommen drohten, entsandte dieser einen Söldner, um den Kaufmann einzuschüchtern.

Caspar
So war das also!

Caspar
Ich hatte nur gehört, dass du ausgerastet wärst und den Untergebenen irgendeines Adligen verprügelt hättest... Darum habe ich überhaupt gefragt.

Ferdinand
Nun, eines kann ich nicht leugnen! Ich vergaß einen Augenblick lang meinen Stand und ließ mich von meinen Instinkten leiten.

Caspar
Was soll daran auch verkehrt sein? Klingt doch ganz danach, wie ich es machen würde!

Ferdinand
Und das, ähm, Fingerspitzengefühl, mit dem du diesen Räuber behandelt hast... Das klingt beinahe so, als hätte ich mich in deiner Lage befunden.

Ferdinand
Anstatt deinen Impulsen stattzugeben, hast du einen kühlen Kopf bewahrt. Zumindest größtenteils...

Caspar
Ich glaube, wir färben langsam aufeinander ab.

Caspar
Wir versuchen beide immerzu, für Gerechtigkeit zu sorgen, und uns gegenseitig anzuspornen!

Ferdinand
Zwei Streiter für die Gerechtigkeit... Also gut! Darauf lasse ich mich gerne ein!